Handwerkskunst zwischen Gestern und Heute

Die Stadt Salzburg präsentiert jedes Jahr im Frühjahr ihre traditionellen oder trendigen Handwerksbetriebe. Man will das Handwerk wieder ins Rampenlicht rücken.

Mit 42 Werkstätten und Institutionen – vom Glasbläser bis zum Geigenbauer, vom Messermacher bis zur Taschnerin – zählt die Salzburger Altstadt. Sie beleben seit Generationen die Straßen und Gassen an der Salzach.

Viele der historischen Zunftzeichen zeugen von dieser langen Tradition und tragen zum einzigartigen Charakter der Stadt bei.

Besucher:innen sind eingeladen, hinter die Kulissen dieser Handwerksbetriebe zu schauen und bekommen einen Einblick, was Handwerk ausmacht.

Ich werde jetzt nicht über die Handwerksbetriebe sprechen, die besucht werden können, sondern über das Handwerk im Allgemeinen – warum es beinahe verschwunden ist und weshalb es wiederbelebt werden sollte.

Sie kennen sicher den Spruch: „Handwerk hat goldenen Boden“ oder? In vergangenen Jahrhunderten war das Handwerk eine der wichtigsten Säulen der Gesellschaft – unverzichtbar für den Alltag und wirtschaftlichen Wohlstand. Doch mit der Industrialisierung und der Massenproduktion verlor es an Bedeutung. Heute, in einer Zeit, in der Individualität und Qualität wieder gefragt sind, erlebt das traditionelle Handwerk eine Renaissance. Daher hat der Spruch auch im 21. Jahrhundert seine Berechtigung.

Ein weiteres Zitat von Wolfgang von Goethe zum Handwerk gibt Einblick „Vom Handwerk kann man sich zur Kunst erheben. Vom Pfuschen nie“.

Auch wenn diese Tradition beinahe in Vergessenheit geriet, zeigt die Wiederbelebung in den 1980er Jahren, dass altes Wissen und Handwerkskunst weiterhin geschätzt werden.

Wussten Sie, dass Kreativität im Handwerk eine große Rolle spielt? Viele Handwerksberufe erfordern gestalterisches Verständnis und Geschick, vor allem im Umgang mit zahlreichen Materialien, Stoffen, Formen und Farben. Auch bei der Ideenfindung und Problemlösungen ist Kreativität gefragt.

Früher im 18./19. Jahrhundert ist man nach der Handwerkslehre auf Wanderschaft – auch „Walz“ genannt – gegangen und es war eine jahrhundertealte Tradition: Nach der Gesellenprüfung mussten junge Handwerker mehrere Jahre auf Wanderschaft gehen, um schließlich die Meisterprüfung ablegen zu können.

Die Wanderschaft („Walz“) der Handwerker war besonders spannend, denn es bot eine einzigartige Gelegenheit, sich beruflich wie persönlich weiterzuentwickeln und es war ein Sammeln an wertvollen Lebenserfahrungen.

Massschuhe Haderer ©Martin Baumann Altstadt Salzburg

Durch Industrialisierung und Digitalisierung – insbesondere durch den Einsatz von Robotern – ist bereits viel verloren gegangen. Ein Beispiel dafür ist die Schuhproduktion: „Früher wurden Schuhe ausschließlich von Hand gefertigt, jedes Paar war ein Unikat. Heute dominieren Maschinen die Herstellung, wodurch zwar die Produktion effizienter wurde, aber die traditionelle Kunst des Schuhmacherhandwerks fast verloren gegangen ist. Doch gerade in den letzten Jahren wächst die Nachfrage nach maßgefertigten Schuhen wieder – ein Zeichen dafür, dass handwerkliche Qualität geschätzt wird.“

Neben den Handwerksbetrieben der Altstadt lohnt sich auch ein Blick nach Mülln. Mülln gehört ebenfalls zur Altstadt. Es ist eines der ältesten Stadtteile Salzburgs. Hier lassen sich weitere traditionsreiche Betriebe entdecken wie zum Beispiel bei LF HATS: Dort fertigt Hutmacher Leon Freiberger am Müllner Hügel nach alter Handwerkstradition Hüte auf Maß und mit viel Liebe zum Detail.Es sind Hüte, die aus Merinowolle, Hasen- oder Biberfilz sowie Panama-Stroh gefertigt werden.

Diese Beispiele zeigen, dass traditionelle Handwerkskunst trotz aller technologischen Entwicklungen weiterhin ihren festen Platz in unserer Gesellschaft hat – und hoffentlich noch lange erhalten bleibt.

Die Altstadt Salzburg macht es möglich, dass die Bevölkerung und Touristen bis zum 17. April 2025 alteingesessene Handwerksbetriebe besichtigen können (Anmeldung jedoch erforderlich, siehe Programm).

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