VISUAL ECHOES im MdM Salzburg: Fünf Räume, die alles verändern. Was bleibt, wenn die Bilderflut versiegt!

Video, Film, Fotografie, Dia: Eine Ausstellung im Museum der Moderne Salzburg

Ausstellung Visual Echoes Museum der Moderne Salzburg, Foto:© Christa Linossi 2025

Im Museum der Moderne Salzburg wird derzeit eine Ausstellung gezeigt, die sich nicht mit dem Offensichtlichen begnügt. VISUAL ECHOES – Gegenbilder im Bilderstrom fragt nicht nur, was wir sehen – sondern wie wir sehen. Sie untersucht, wie die unaufhörlichen Bilderfluten aus Fernsehen, Kino, Internet, Werbung und Kunst unsere Wahrnehmung formen, unsere Emotionen beeinflussen und unser kollektives Gedächtnis prägen. Und sie fragt, wie Künstler:innen diesen Strom unterbrechen, umlenken oder neu erzählen können.

Gerade im 21. Jahrhundert dominieren Bilder unsere Kommunikation. Texte treten zurück, Geschichten werden visuell verdichtet. Die Ausstellung greift dieses Phänomen auf und präsentiert kraftvolle Installationen von Susan Hiller, Luis Jacob, Arthur Jafa, Mathias Poledna / Karthik Pandian und Ana Torfs. Ihre Medien: Video, Film, Fotografie und Dia. Ihre Mission: Gegenbilder schaffen – bewusst, poetisch, radikal.

Raumgestaltung als Statement

Schon beim Betreten der Ausstellung wird klar: Hier geht es nicht um Dekoration, sondern um Atmosphäre. Schwarze Wände, rote Schrift in Großbuchstaben – der Titel VISUAL ECHOES – Gegenbilder im Bilderstrom / Counter Images in the Stream of Pictures leuchtet wie ein Warnsignal. Fünf Werke, fünf Räume, fünf eigene Welten – jede Installation ist ein geschlossenes Universum.

Visual Echeos, MdM Salzburg, 1.10.2025 Foto: wildbild Herbert Rohrer

Arthur Jafa: SloPEX (2022)

Der erste Raum gehört Arthur Jafa. Mit SloPEX zeigt er eine verlangsamte, modifizierte Bildabfolge – 850 Schwarzweiß-Fotografien, montiert ohne lineare Erzählung. Es ist ein hypnotischer Bilderstrom, der die Geschichte schwarzen Lebens reflektiert: Gewalt, Widerstand, Selbstbehauptung. Szenen aus Musik, Alltag, Politik – begleitet von den Beats des Techno-Pioniers Robert Hood. Der Raum vibriert, die Bilder treffen tief. Es ist kein Film – es ist ein emotionaler Sog.

Visual Echeos, MdM Salzburg, 1.10.2025 Foto: wildbild Herbert Rohrer

Poledna / Pandian: Eine Sekunde

In einem anderen Raum begegnet man dem Porträt des Models Marike Le Roux – aufgenommen mit einer VistaVision-Kamera, zerlegt in 24 Einzelbilder. Jedes Dia zeigt eine Nuance, eine minimale Bewegung. Die ethnisch anmutende Bluse aus Yves Saint Laurents Kollektion von 1976 verortet das Bild zwischen Modegeschichte und Identitätsfragen. Die Installation spielt mit Zeit, Serie und Erinnerung – ein visuelles Daumenkino, das sich Tag für Tag verändert.

Ana Torfs: Wahlverwandtschaften und Maskenspiele

Ana Torfs’ Werk ist ein Spiel mit Identität und Inszenierung. Zwei Personen blicken den Besucher:innen entgegen – ernst, unverändert. Doch Kleidung, Frisur und Accessoires wechseln in 162 Dias. Die Rollenbilder entstehen im Detail. Ergänzt wird die Projektion durch 14 Lesetische mit losen Blättern: literarische Fragmente, biografische Splitter, historische Zitate. Es ist ein Buch im Werden – ein offenes System von Wahlverwandtschaften, das Wahrheit und Maske neu denkt.

Fazit: Sehen lernen

Diese drei Werke haben mich besonders berührt – nicht nur wegen ihrer visuellen Kraft, sondern wegen ihrer Haltung. Sie fordern uns auf, genauer hinzusehen, zu hinterfragen, zu entschleunigen. Die Ausstellung ist kein Spaziergang durch Bilder – sie ist ein Dialog mit dem Sehen selbst.

Moderne Sitzelemente laden dazu ein, sich Zeit zu nehmen. Und genau das braucht man hier: Zeit, Ruhe, Offenheit.

Läuft noch bis 8. März 2026 Weitere Infos: museumdermoderne.at