
Ein Ort der Stille, der Kraft und der Kontemplation: Die Einsiedelei am Palfen thront seit dem 17. Jahrhundert auf einem Felsen oberhalb des Schlosses Lichtenberg. Als eine der letzten bewohnten Eremitagen Europas gilt sie als Rastplatz der Seele – mit Blick über das Saalfeldner Becken und einer spürbaren Energie, die viele berührt.

Seit 2024 ist dieser spirituelle Ort Teil des Jazzfestival Saalfelden. Am 22. August 2025 wurde die Kanzel im Felsen erneut zur Bühne für ein außergewöhnliches Konzert: Die britische Trompeterin Laura Jurd und der amerikanische Saxofonist Jon Irabagon spielten ein improvisiertes Intermezzo, das sich nahtlos in die Atmosphäre der Einsiedelei einfügte.
„Da die Tür zur Eremitage offenstand, warf ich einen Blick in den Wohnbereich des Einsiedlers. Eine schlichte Behausung, in Felsen geschlagen, die Wände weiß getüncht. Gleich beim Eingang hängen die Porträts der Männer, die hier lebten – zwei von ihnen waren über 25 Jahre Einsiedler.“

Die Musiker:innen
- Laura Jurd (*1990, UK) verbindet Jazz mit Folk und klassischer Musik. Bekannt durch ihr Quartett Dinosaur, wurde sie mehrfach ausgezeichnet und komponierte u.a. für das BBC Concert Orchestra.
- Jon Irabagon (*1979, USA) ist ein genreübergreifender Saxofonist mit philippinischen Wurzeln. Gewinner des Thelonious Monk Wettbewerbs, bekannt für seine virtuose Improvisation und kreative Vielseitigkeit.


Klang zwischen Felsen und Figur
Die Musik hallte zwischen den Felswänden, getragen von der Kanzel tief im Berg. Oberhalb lauschten die steinernen Heiligen mit Christus dem Konzert – eine Szenerie, surreal und berührend. Wanderer und Jazzliebhaber hatten sich auf den Weg gemacht, um diesen besonderen Moment zu erleben. Die Stimmung war still, konzentriert, fast meditativ.
Die drei Nischen der Einsiedelei – mit Kreuz, Grabnische und Kapelle – erzählen von christlicher Ikonografie. Doch der Eremitengedanke reicht weit über religiöse Grenzen hinaus. Bereits 1560 wurde hier ein Bildnis des Heiligen Georg verehrt. Der Franziskaner Thomas Pichler erhielt 1664 die Erlaubnis, sich hier als Einsiedler niederzulassen und errichtete mit seinen Brüdern die Klause, die bis heute Besucher in ihren Bann zieht.

Im Rückzug der Klause, wo Gedanken sich entkleiden, wächst Klang aus der Stille – wie Jazz, der nicht fragt, nur antwortet. Hier oben, wo der Wille Gottes leise spricht, verliert das Lautsein seine Dringlichkeit. Und doch: unten im Tal, ein Saxofon, das träumt – vom Alleinsein, das nicht einsam ist.
Der Palfen – mehr als ein Felsen
„Palfen“ bezeichnet ursprünglich einen überhängenden Felsen oder eine Höhle – ein Ort des Rückzugs und der Wandlung. Dass hier nun auch Jazz erklingt, ist eine poetische Erweiterung dieses Gedankens: Musik als spirituelle Erfahrung, als Brücke zwischen Welten.
Der Weg zur Einsiedelei beginnt nicht erst am Fuß des Berges – er beginnt im Inneren. Wir gingen falsch, standen vor Fels und Fall, mussten umkehren. Doch gerade das Umkehren war Teil der Befreiung. Denn wer den richtigen Pfad findet, findet nicht nur die Klause – sondern auch sich selbst in einer unscheinbaren Freiheit. Oben angekommen: kein Triumph, sondern Stille. Und in dieser Stille – ein Klang, der bleibt.
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