FACE TO FACE – Begegnung im Spiegel der Kunst: Die Magie des gemalten Blicks

Dom Quartier Residenzgalerie Salzburg, Ausstellung: FACE TO FACE  Gustav Klimt
Bildnis einer unbekannten Frau (Frau Heymann?), ca. 1894
 © Wien Museum / Birgit u. Peter Kainz
 
Dom Quartier Residenzgalerie Salzburg, Ausstellung: FACE TO FACE Anton Einsle, Anna Hüffel, geb. Einsle, die Tochter des Künstlers, ca. 1870 Copyright: © 2025 RGS/Ghezzi

„Ein Regentag erzeugt Frustration — um diesem zu entfliehen, widme ich mich einer faszinierenden Ausstellung im DomQuartier Salzburg.“ Es ist eine Ausstellung, die zum Dialog mit der Vergangenheit einlädt.

Face to Face österreichische Porträtmalerei des 19. Jahrhunderts.

Im 19. Jahrhundert erlebte das Bürgertum einen rasanten Aufstieg. Mit zunehmender Bildung und vermehrtem Wohlstand wuchsen Ansehen und Selbstbewußtsein.

So vollzog sich in der österreichischen Porträtmalerei ein bemerkenswerter Wandel. Es kam zu einer Vielfalt an Ausdrucksformen und zu einer Öffnung der Porträtkunst für das Selbstbewusstsein des Bürgertums.

Der Trend, sich porträtieren zu lassen, bot ein Mittel zur Repräsentation und Selbstdarstellung. Die so entstandenen Porträts bestechen durch eine Fülle an Malweisen, Stilen und Typen.

In der Ausstellung werden Herrscherbildnisse, Familien- und Kinderporträts, Damen- und Herrenbildnisse, Selbstporträts sowie Atelierszenen vereint. Sie setzen die Dargestellten so in Szene, wie diese gesehen werden wollten.

Die ausgestellten Werke üben für mich immer wieder eine Faszination aus. Mit welchem Feingefühl die Künstler:innen an ihre Werke herangegangen sind. Beim Betrachten hat man das Gefühl, der Blick der Person richtet sich an dich und will mit dir kommunizieren. Die Augen sind das emotionale Epizentrum jedes Porträts. Es sind die Augen, die mich fesseln — gemalt mit solcher Intensität, dass sie mir Geschichten zuflüstern.

Auch die Details von Licht und Schatten, die Kleidung usw. Haben sie sich schon einmal versucht ein Porträt zu malen? Wenn ja, dann wissen sie vielleicht, wie schwierig es ist, die Person so darzustellen, wie sie ist.

Dom Quartier Residenz Galerie Ausstellung FACE TO FACE Selbstporträt des Künstlers in seinem Atelier, 1892 oder 1902
© Salzburg Museum

Das Gemälde von Hans Makart ist für mich ein sehr ausdrucksstarkes Porträt seiner Frau Amalie Makart ca. 1871. Ihr Blick scheint eine Frage zu stellen — nicht an den Betrachter, sondern direkt an ihren Mann. Eine stumme Konfrontation in Öl.

Residenz Galerie Dom Quartier Ausstellung FACE TO FACE/ Hans Makart, Amalie Makart, um 1871 © RGS/Ghezzi

In den 1850er Jahren begann das Aufkommen der Fotografie. In der Gegenwart haben wir modernste Elektronik und Kameras. Handys und die Inszenierung auf diversen Social-Media-Plattformen sind die Folge.

So stellte ich mir die Frage: „Gibt es heute im 21.Jhd. noch Porträtmaler?“ Ja, sie gibt es noch! Es ist nur ein kleiner Auszug von Porträtisten unserer Zeit. Heute nennt man es Neo-Porträtismus in der Gegenwartskunst. Diese Künstler:innen verweigern sich der glatten Oberfläche und suchen stattdessen nach der Wahrheit im Gesicht.

Künstler:inStilmerkmale
Elizabeth PeytonGlühende Farben, Lasur, Popkultur-Ikonen3
Lucian FreudRadikale Ehrlichkeit, fleischliche Direktheit5
Gerhard RichterFotorealismus trifft Abstraktion7

Des Weiteren beschäftigt mich die Frage, ob sich die Porträtmalerei heute noch lohnen würde. Diese Frage kann man mit Ja beantworten. Es findet eine Renaissance des Analogen inmitten digitaler Überflutung statt. Sie zielt aber auch auf Diversität ab, der wir im 21. Jahrhundert tagtäglich ausgesetzt sind.

Es gibt einen Unterschied. Früher war es anders. Heute ist es anders. Für viele Menschen ist es ein großer Wunsch, von einem Künstler porträtiert zu werden. Ein Porträt ist wie eine Statue, die einen Künstler ehrt und von anderen bewundert wird.

Heute ist es jedoch eine Ära der pixelgenauen Selbstvermarktung und digitaler Selbstinszenierung geworden, die sich in den letzten Jahren immer weiterverbreitet hat.

Ein Porträt kann viele verschiedene Aufgaben erfüllen. Wir sehen solche Bilder ständig, beispielsweise in Reisepässen oder Führerscheinen. Dort dient es der Identifizierung. Dabei handelt es sich um einen Prozess, bei dem Informationen gesammelt und verarbeitet werden, um die Identität einer Person zu bestimmen.

Wer sich für Zeichnung, Malerei und im speziellen für die Porträtmalerei interessiert, sollte sich diese Ausstellung ansehen und eintauchen in die Welt des Porträts.

„Porträts sind keine stummen Bilder. Sie sind Spiegel, die Gesichter, Zeiten und Geschichten reflektieren. In einer Ära der pixelgenauen Selbstvermarktung und ständig neu erfundenen Identitäten durch digitale Filter, erinnert uns die Porträtmalerei an die Tiefe im echten Blick. Sie zeigt uns, wie viel mehr als nur das Offensichtliche in einem Blick steckt. Wer einem gemalten Blick begegnet, trifft nicht nur auf die dargestellte Person – sondern auch auf sich selbst. FACE TO FACE ist nicht nur ein Ausstellungstitel. Es ist eine Einladung zum Dialog: zwischen den Jahrhunderten, zwischen Kunst und Betrachter. Es ist ein Gespräch zwischen dem äußeren Bild und dem inneren Erkennen.“

Die Ausstellung ist zu sehen: Residenzgalerie in Salzburg bis 29. September 2025

Face to Face – Österreichische Porträtmalerei des 19. Jahrhunderts