„Ein Blick, der fesselt“: Jenny Saville erstmals in Österreich in der ALBERTINA

Jenny Saville
Gaze, 2021–2024
200 × 160 cm, Öl und Acryl auf Leinwand
Privatsammlung © Jenny Saville / Bildrecht, Wien 2025
Foto: Prudence Cuming Associates Ltd. Courtesy Gagosian

„Was macht ein Portrait so fesselnd, dass es sowohl zeitlos als auch modern wirkt?“

Eine hochinteressante Ausstellung zeigt die ALBERTINA!

Es handelt sich um Jenny Saville, geboren 1970 in Cambridge, England. Sie ist zurzeit die höchstbezahlte Lebende Künstlerin für ihr Werk „Propped“ welches 2018 bei Sotheyb’s in London verkauft wurde.

Saville zählt zu den wichtigsten VertreterInnen der Young British Artists und nahm als einzige figurative Malerin an der legendären Ausstellung Sensation in der Royal Academy of Arts 1997 London teil.

Entdeckt hatte sie der britische, der visionäre Sammler und Kunstförderer Carles Saatchi. Er kaufte mehrere Werke von ihr und nahm sie anschließend für 18 Monate unter Vertrag, um Saville zu unterstützen und ihre Bilder in der Saatchi Gallery in London auszustellen.

Die ALBERTINA veranstaltet nun die erste Einzelausstellung der bekannten britischen Künstlerin in Österreich und gibt einen retrospektiven Einblick in die künstlerischen Entwicklungen der letzten zwei Jahrzehnte. Zudem präsentiert die Schau in der historischen Pfeilerhalle von den 26 Werken auch vier neue, noch nie gezeigte Werke.

Jenny Saville (geb. 1970) setzt sich in ihrem Oeuvre seit mehr als drei Jahrzehnten mit der Tradition von Körperbildern auseinander, wobei ihre Figuren eine Position zwischen Idealisierung und Dekonstruktion einnehmen. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf den weiblichen Akt und das weibliche Porträt.

Jenny Saville
Chapter (for Linda Nochlin), 2016–2018
260,4 × 236,2 cm, Kohle auf Baumwoll-Canvas
Privatsammlung © Jenny Saville / Bildrecht, Wien 2025
Foto: Rob McKeever / Courtesy Gagosian

Dieser produktive kunsthistorische Austausch, ein zeitenübergreifender Dialog, bildet die Grundlage für die höchst originäre Kunst Savilles, der es gelingt, den Zeitgeist auf Leinwand und Papier auszudrücken. Dabei entwickelt sie – einer Bildhauerin vergleichbar – ihre Darstellungen, die sich durch eine dezidierte Körperlichkeit auszeichnen, meist aus abstrakten Farbfeldern, die von dünn aufgetragenen Aquarellflächen bis hin zu dick und pastos übereinandergelegten Farbschichten reichen.

Antike und christliche Ikonografien dienen ihr als Vorlage für die Auseinandersetzung mit Raum, Figur und Fläche. Daraus resultiert eine visuelle Formensprache, die stark im historisch Überlieferten verankert ist und die Saville für die Gegenwart neu konzipiert.

GAZE Blaue Augen

Jenny Saville
Gaze, 2021–2024
200 × 160 cm, Öl und Acryl auf Leinwand
Privatsammlung © Jenny Saville / Bildrecht, Wien 2025
Foto: Prudence Cuming Associates Ltd. Courtesy Gagosian

Ein eindringlicher, sensibler und unschuldiger Blick dominiert. Das Portrait zieht den Betrachter in eine stille, fast intime Kommunikation mit der Protagonistin. Die teilweise abstrakte Malerei und die breiten Pinselstriche betonen die Nähe und Lebendigkeit, Saville transformiert historische Ikonen zu lebendigen, monumentalen Reflexionen unserer Zeit.

Wie so oft macht die überlebensgroße Darstellung des Kopfes das Bild auf mehreren Ebenen erfahrbar: Der Betrachter kann sich in das Bild hineinversetzen: Aus der Ferne wirkt es wie ein herkömmliches Porträt, doch sobald man sich der Bildfläche nähert, entsteht durch das Geflecht von Pinselspuren und Farbauftrag der Eindruck von Unmittelbarkeit und gesteigertem Realismus – ein Genuss der Malerei an sich.

Die blauen Augen ziehen den Betrachter in einen Dialog, der berührt, nachdenklich stimmt und das Bild in seiner Einzigartigkeit unvergleichlich macht. Auch mich hat dieses Porträt in seinen Bann gezogen.

„Dieses Werk beantwortet die Frage: Was macht ein Portrait so fesselnd?“

Die Ausstellung bietet nicht nur einen retrospektiven Einblick, sondern lässt uns mit vier brandneuen Arbeiten Savilles Zeugen ihrer jüngsten kreativen Evolution werden – ein Geheimnis, das erst in der ALBERTINA enthüllt wird.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 29. Juni 2025

https://www.albertina.at/ausstellungen/jenny-saville/