„Wird auch diese Welt des Todes jemals lieben lernen?“

Krystian Lupa, einer der herausragendsten und einflussreichsten polnischen Theaterregisseure, präsentiert Thomas Manns Meisterwerk „Der Zauberberg“ in einer beeindruckenden Textfassung zum ersten Mal bei den Salzburger Festspielen.
Wie in den meisten genialen Werken begegnen uns auch im ZAUBERBERG Zeit und Raum als Archetypen. Der Roman steckt voller kraftvoller Metaphern.
Über die Inszenierung

Aleksas Kazanavičius (Ludovico Settembrini), Donatas Želvys (Hans Castorp)
© SF/Konrad Fersterer
Krystian Lupa ist bekannt für seine tiefgründigen und philosophischen Inszenierungen, die häufig die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen lassen. „Der Zauberberg“, ein weltweit anerkannter Roman, bietet eine reichhaltige Basis für eine Bühnenadaption. Lupa strebt danach, die komplexen Themen und die Zeitrelativität des Romans in eine packende Theaterproduktion zu überführen.
Inhalt und Themen
Das Werk ist an den Roman von Thomas Mann angelehnt, der tiefgründige philosophische, religiöse und existenzielle Fragen behandelt. Der Hauptcharakter Hans Castorp verweilt sieben Jahre lang in einem Sanatorium in den Schweizer Bergen, wo er sich mit Identitätsfragen sowie dem Leben und Tod beschäftigt. Lupa verwendet diese Motive, um das Publikum in eine Welt voller Fantasie, Erinnerungen und Halluzinationen zu versetzen.
Besonderheiten der Aufführung

© SF/Konrad Fersterer
Lupa sagt: „Um ehrlich zu sein, ist meine Lieblingsarbeit die Bearbeitung von Texten, die nicht für das Theater geschrieben wurden. Damit meint er vor allem Romane. „Romane sind Vorbilder für die ganze Welt. Gerade diese Texte, neben Thomas Mann oder Musil und Kafka, deren Bearbeitung für das Theater auf den ersten Blick unmöglich erscheint, stellen für Lupa eine große Herausforderung dar.
Die Einzigartigkeit von Lupas Theater liegt in der intensiven Vorbereitung und der monatelangen Arbeit der Schauspieler, die tief in ihr Unterbewusstsein, ihre Träume, Wünsche und Ängste eintauchen. Diese Herangehensweise erlaubt es, das Wesen der Existenz zu erkunden und das Publikum in eine Welt der Träume zu versetzen.
Lupa spricht über den Probenprozess: „Wir wählen unsere Schauspieler vor allem aufgrund ihrer Faszination für ihre Arbeit aus. Das interessiert mich grundsätzlich mehr als die Ausprägung ihrer Fähigkeiten als professionelle Schauspieler. Der Text enthält ein ganzes Spektrum von Aspekten. Das erfordert nicht nur eine Anpassung der Schauspieler an den Text, sondern auch umgekehrt. „Mich fasziniert, wenn Schauspieler nicht nur eine Rolle spielen, sondern sich die Figur immer wieder verändert. Ich gebe den Schauspielern am Anfang eine Art Skelett, das sich erst nach und nach in den endgültigen Text verwandelt. Ein Drehbuch oder ein Theaterstück nur am Schreibtisch zu entwerfen, ist für mich unvorstellbar. Für mich muss ein Stück ins Leben, in die Wirklichkeit übertragen werden.
Inszenierung der Zeitrelativität und der philosophischen Themen des Romans:
Im Mittelpunkt von Lupas Werk steht das Element der ZEIT, das in diesem Stück besonders hervorgehoben wird, da es in der einzigartigen Abgeschiedenheit eines Ortes angesiedelt ist, wo Menschen sich zufällig treffen. Es existiert eine Art Relativität der Zeit, die unserem Bewusstsein oft entgeht.
Es existiert eine Art Zeitrelativität, die unserem Bewusstsein oft entgeht. Zusätzlich beeinflusst das Element der Krankheit unsere Zeitwahrnehmung, so Lupa über die Schlüsselebenen, die miteinander in Wechselwirkung stehen. Der Schauplatz des Geschehens unterstützt den Menschen dabei, sich zu individualisieren und in sein Inneres zu blicken.

© SF/Konrad Fersterer
Im Vergleich zu anderen Autoren, mit denen er sich zuvor beschäftigt hatte, habe ihn bei Thomas Mann vor allem die Perspektive des kollektiven Erzählens fasziniert: „Wer oder was ist der Erzähler? Wie ist das Verhältnis zwischen der physischen Person, die das Buch geschrieben hat, und der Person, die die Rolle spielt?“
Lange konnte Lupa sich nicht vorstellen, den Roman als Ganzes auf die Bühne zu bringen, insbesondere wegen des Risikos, der Figur des Hans Castorp durch eine Fragmentierung nicht gerecht zu werden.
Er entschied sich aufgrund der Parallelen zwischen den Kriegsahnungen im Buch und den ähnlichen aktuellen Ereignissen in Litauen.
Wenn der Krieg endet, wird er aus dem Gedächtnis verbannt. Die Erfahrungen des Krieges werden in einen Kokon gewickelt und verschlossen. Nun gibt es keinen Krieg mehr, nur das Leben. Es war eine finstere Zeit, doch nun strebt die Menschheit wieder nach dem, was sie einst so sehr gefürchtet hat. ….
Premiere: Dienstag, 20. August 2024 um 18:30 als Neuinszenierung im Landestheater Salzburg
https://www.salzburgerfestspiele.at/karten/kalender?season=143
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