Siemens & Salzburger Festspiele: Virtuelle Akustik-Optimierung

Pressekonferenz Salzburger Festspiele & Siemens am 17.7.2024 „Welcome to Sound of Science“ Salzburger Festspiele Foto: © Christa Linossi

Am Anfang der Pressekonferenz war mir noch nicht klar, worum es hier ging. Es ging um Technik, aber um welche? Ich sprach mit Prof. Dr. Frucht und stellte die Frage, ob diese Technik ähnlich wie moderne Technologien in der Autoindustrie verwendet wird. Er antwortete, dass der Ansatz ähnlich sei, aber die Anwendung unterschiedlich. Meine nächste Frage war, ob es in Zukunft möglich sein könnte, sich direkt in Konzertsäle einzuschalten, mit einer Brille, die wie eine normale Brille aussieht. Dies verneinte er nicht.

Die „Sound of Science“ – App stellt Siemens ausgewählten Partnern aus der Kulturszene als Demonstrations-Anwendung kostenlos zur Verfügung. Die Simulationslösungen der Applikation gibt es zu kaufen. Das Große Festspielhaus in Salzburg dient als erstes Beispiel für die Anwendung eines digitalen Zwillings, der ein audiovisuelles Erlebnis digitaler Veranstaltungsräume ermöglicht. Siemens, ein langjähriger Partner der Salzburger Festspiele, erkennt die Vorteile solcher Innovationen. Diese Technologie, die speziell für das Große Festspielhaus entwickelt wurde, verbessert die Akustik und macht die Planung effizienter. Es ist vorstellbar, dass ähnliche Technologien zukünftig auch an anderen Veranstaltungsorten und in weiteren Bereichen der Musikproduktion zum Einsatz kommen.

Präsentation „Sound of Science“ by Siemens: Peter de Clerk (Senior Director Marketing, Simcenter Portfolio, Siemens), Kristina Hammer (Präsidentin der Salzburger Festspiele), Stephan Frucht (Künstlerischer Leiter des Siemens Arts Programms), Edwin Pfanzagl-Cardone (Leitung Akustik, Salzburger Festspiele)
©Siemens Foto: Neumayr/Leopold 17.07.2024

Siemens entwickelte einen digitalen Zwilling für Veranstaltungshallen, der es ermöglicht, Akustik und Gebäudestruktur realitätsnah zu simulieren. Die Premiere dieser Technologie, genannt „Sound of Science“, findet im Großen Festspielhaus der Salzburger Festspiele statt. Mit diesem digitalen Zwilling kann die Akustik des Raumes genau simuliert und verbessert werden, was eine präzise Abstimmung der Positionierung von Musikern und Sängern erlaubt, um ein optimales Klangerlebnis zu gewährleisten.

Präsentation „Sound of Science“ by Siemens: Kristina Hammer (Präsidentin der Salzburger Festspiele), Stephan Frucht (Künstlerischer Leiter des Siemens Arts Programms)
©Siemens

Außerdem können Orchesterarrangements vorab auf der Bühne getestet und arrangiert werden – noch bevor ein Ton in der realen Welt erklingt. Mit der Anwendung können Veranstaltungsbetreiber virtuell erkunden, wie sich die Akustik bei den unterschiedlichsten Saalkonfigurationen verändert, um das bestmögliche akustische Szenario auszuwählen – etwa, wie es sich auf das Hörerlebnis auswirkt, wenn man Akustikpaneele hinzufügt. Auch Bühnenproduktionen können künftig besser im Vorfeld akustisch simuliert und geplant werden. Ein weiterer bedeutender Punkt ist, dass man in Zukunft die Ausrichtung der Musiker und Sänger genau abstimmen kann, um das bestmögliche Klangerlebnis zu erzielen. Virtuell kann getestet werden, wie sich verschiedene Anordnungen auf die Akustik auswirken, um so die optimale Positionierung zu finden. Das spart Geld, Ressourcen und Zeit.

SO FUNKTIONIERT DIESES SYSTEM:

Der Einsatz von Virtual-Reality-Brillen ist ein innovativer Aspekt dieser Technologie. Sie erlauben es Technikern und Eventplanern, Akustik und Raumkonfigurationen in einer immersiven Umgebung zu testen und zu verbessern, bevor tatsächliche Änderungen umgesetzt werden. Dies führt zu einer Zeit- und Kostenersparnis, da verschiedene Szenarien virtuell ausprobiert werden können, ohne den physischen Raum anpassen zu müssen.

Präsentation „Sound of Science“ by Siemens: Kristina Hammer (Präsidentin der Salzburger Festspiele)
© Siemens, 2024 in Salzburg, Austria.

Die Simulation eines digitalen Zwillings erfolgt durch die Erstellung eines detaillierten virtuellen Modells des physischen Objekts oder Systems. Folgende grundlegende Schritte wurden bei der Implementierung für das Große Festspielhaus angewendet:

  1. Datenerfassung: Zunächst werden umfangreiche Daten über das physische Objekt gesammelt. Dies umfasst architektonische Pläne, Materialien, akustische Eigenschaften und andere relevante Informationen des Festspielhauses.
  2. Modellierung: Diese Daten werden dann verwendet, um ein präzises 3D-Modell des Festspielhauses zu erstellen. Dieses Modell enthält alle strukturellen und akustischen Details, die für die Simulation notwendig sind.
  3. Simulation: Mit Hilfe spezieller Software wird das Verhalten des Modells unter verschiedenen Bedingungen simuliert. Im Fall der Akustik bedeutet dies, dass Schallwellen und ihre Interaktionen mit den Oberflächen des Modells berechnet werden. Dies ermöglicht es, verschiedene Szenarien zu testen, wie z.B. unterschiedliche Orchesteranordnungen oder die Platzierung von Akustikpaneelen.
  4. Analyse und Optimierung: Die Ergebnisse der Simulation werden analysiert, um zu verstehen, wie sich verschiedene Änderungen auf die Akustik auswirken. Basierend auf diesen Analysen können Optimierungen vorgenommen werden, um die bestmögliche Akustik zu erreichen.
  5. Implementierung: Schließlich können die gewonnenen Erkenntnisse in der realen Welt umgesetzt werden, um die Akustik des Festspielhauses zu verbessern.

Diese Methode erlaubt das Testen verschiedener Konfigurationen und Szenarien, ohne dass physische Anpassungen nötig sind, was sowohl Zeit als auch Kosten einspart.

In diesem Fall hat Siemens eine Anwendung namens „Sound of Science“ entwickelt, die die Akustik und Struktur des Festspielhauses realistisch nachbildet. Dies umfasst auch die Simulation von Orchesteranordnungen auf der Bühne und die Auswirkungen von Akustikpaneelen.

Mit „Sound of Science“ bilden wir die Zukunft: Digitale Zwillinge transformieren nicht nur den Alltag vieler Unternehmen, sondern schaffen auch neue Möglichkeiten für die Kultur- und Kreativbranche“, sagt Prof. Dr. Stephan Frucht, Künstlerischer Leiter des Siemens Arts Programms. „So können wir Bühnenproduktionen künftig besser planen und im Vorfeld sogar akustisch simulieren. Wir freuen uns, dass wir mit den Salzburger Festspielen einen langjährigen Partner an unserer Seite haben, der die Chancen solcher Innovationen erkennt.“

Das Große Festspielhaus der Salzburger Festspiele steht als erster und bisher einziger Veranstaltungsort für „Sound of Science“ zur Verfügung. Siemens beabsichtigt, zusätzliche Säle digital zu erschließen, einschließlich Konzertsälen in Deutschland und England.

„Siemens und die Salzburger Festspiele teilen die gemeinsame Leidenschaft für Exzellenz und Innovation und wir freuen uns im Rahmen unserer jahrelangen engen und vertrauensvollen Partnerschaft an dieser zukunftsweisenden technologischen Entwicklung und Neuerung teilzuhaben“, sagt Dr. Kristina Hammer, Präsidentin der Salzburger Festspiele. „Wir sind gespannt darauf, welche vielfältigen Einsatzmöglichkeiten sich in der Zukunft aus Sound of Science ergeben werden.“

Siemens arbeitet seit rund 30 Jahren eng mit den Salzburger Festspielen zusammen. Seit 1999 unterstützt das Unternehmen die Festspiele auch als Hauptsponsor. Zeitgleich mit den Salzburger Festspielen finden seit 2002 die Siemens Fest>Spiel>Nächte auf dem Kapitelplatz statt. Die Open-Air-Veranstaltung bietet seit Beginn mehr als einer Millionen Besuchern die Möglichkeit kostenlos historische und aktuelle Festspielproduktionen auf einer LED-Wand zu erleben. Darüber hinaus sind einige Spielstätten der Salzburger Festspiele mit Siemens-Technik in den Bereichen Gebäudeautomation, Sicherheit und Akustik ausgestattet.

Siemens demonstriert mit dieser innovativen Technologie das Potenzial digitaler Zwillinge, die Zukunft zu formen. Es ist faszinierend, dass solch fortschrittliche Lösungen Anwendung in der Industrie und ebenso in der Kultur- und Kreativwirtschaft finden. Ein auf regender Schritt in Richtung einer vielversprechenden Zukunft!

https://www.siemens.com/at/de/unternehmen/messen-events/festspielnaechte.html

https://www.siemens.com/de/de/unternehmen/themenfelder/partnerschaften/house-of-smart.html