
ALBERTINA, Wien – Sammlung Dagmar und Manfred Chobot
©Bruno Gironcoli

Installationsansicht Christine König Galerie, Wien, 2019
Foto: Philipp Friedrich Courtesy die Künstlerin
Bildrecht Wien, 2024
Die ALBERTINA MODERN präsentiert eine gemeinsame Ausstellung des österreichischen Künstlers Bruno Gironcoli (1936–2010) und der in Wien lebenden Bildhauerin Toni Schmale (*1980). Anlass der Schau ist eine umfangreiche Schenkung von Agnes Essl
Bruno Gironcoli (* 27. September 1936 in Villach, er starb Februar 2010 in Wien) war ein österreichischer Maler und Bildhauer. Er begann seine künstlerische Laufbahn mit einer Goldschmiedelehre in Innsbruck (1951-1956). Später studierte er an der Akademie für angewandte Kunst in Wien (1957-1959 und 1961-1962). Als Inspirationsquelle diente ihm das Werk Alberto Giacomettis in Paris.
International bekannt wurde Gironcoli 2003 als offizieller Vertreter Österreichs auf der Biennale in Venedig. Seine Skulpturen sind inspiriert von Alltagsgegenständen, Naturzitaten und baby- bzw. embryonalen Formen, die organisch anmutenden Objekte werden wieder mit Maschinen in Verbindung gebracht.
In seinem Werk spielen die Themen der Mutter, der Geburt, der Suche nach Glück, aber auch des Scheiterns eine wichtige Rolle. Auch der Tod und der Faschismus wurden in seinen Skulpturen immer wieder thematisiert.
Um zu einem Ergebnis zu kommen, muss man sich als Betrachter/in Zeit nehmen und die Skulpturen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Manchmal gelingt das, manchmal nicht. Das ist das Besondere an Gironcolis Arbeiten.
Gironcolis Werke faszinieren die Betrachter/innen durch ihre gigantische Größe und beeindruckende Wirkung. Mit seiner eigenständigen Auffassung von Großplastik hat er die traditionelle Auffassung von Skulptur revolutioniert und die zeitgenössische Kunst in Österreich nachhaltig geprägt.
Die Albertina Modern zeigt jedoch einen anderen Gironcoli. Ausgangspunkt ist ein Zyklus von 155 Zeichnungen, gestiftet von Agnes Essl. Die in sich geschlossene Serie entstand in den 1980er Jahren über einen Zeitraum von sechs Jahren und zeigt den Künstler, wie wir ihn kaum kennen.
Die Farbstiftzeichnungen sind einzigartig. Sie unterscheiden sich deutlich von den bekannteren Werken Gironcolis. In feinster Ausführung strahlen sie eine unglaubliche Plastizität aus. Sie sind nicht einfach Entwürfe für zukünftige Skulpturen. Sie erforschen deren Mögliche und unmögliche Zustände und Funktionen – unabhängig von Zeit und Raum.

Bleistift und Farbstift auf Papier 20 × 30 cm
ALBERTINA Wien – Schenkung von Agnes Essl
©Bruno Gironcoli

ALBERTINA, Wien – Schenkung von Agnes Essl
© Bruno Gironcoli
Toni Schmale wurde 1980in Hamburg geboren. Nach einer Karriere als Profifußballerin von 1994 bis 2002 studierte sie zunächst Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. 2009 wechselte sie an die Akademie der bildenden Künste Wien. Dort studierte sie bis 2013 Performative Kunst bei Carola Dertnig und Performative Skulptur bei Monica Bonvicini. Sie erhielt unter anderem den Msgr. Otto Mauer-Preis, den Baltic 6 Artists’ Award und den Outstanding Artist Award für Bildende Kunst. Ihre Skulpturen stehen in der Tradition der Minimal Art mit ihrer klaren Formensprache. Sie verbindet diese jedoch mit einer körperbetonten, leidenschaftlichen und humorvollen Herangehensweise. Heute lebt und arbeitet Toni Schmale in Wien. Auch die eindrucksvollen Arbeiten von Toni Schmale wecken Assoziationen über den Zweck und den Umgang mit ihnen. Die Intention der Künstlerin ist es, uns durch eigene Gedanken und Überlegungen an Inhalt und Bedeutung heranzuführen. Titel, Form und Material ihrer Skulpturen weisen meist in verschiedene Richtungen und suggerieren eine Handlung oder menschliche Interaktion – eine Interaktion, die bei Gironcoli bis zur Verschmelzung von Menschen und Technik reicht.

Auf den ersten Blick sieht diese Arbeit wie ein Stuhl aus, aber man kann viel mehr in sie hineininterpretieren. Es könnte auch eine Abstiegsvorrichtung sein, mit der Schiffe große Höhenunterschiede in Wasserstraßen überwinden können? Oder ein Rollentrainer, der mit einem Gewichtheber gekoppelt ist. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Was es wirklich ist, sagt die Künstlerin Nein, das verrät sie leider auch nicht. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien? Lauf, was immer Sie darin sehen. Spannend ist es auf jeden Fall, und der Blickwinkel macht es noch spannender.

Pulverbeschichteter Stahl RAL 9005,170 × 110 × 80 cm Foto: Sofia Goscinsk Courtesy die Künstlerin Bildrecht Wien, 2024
In beiden künstlerischen Positionen werden Gegensätze – das Bekannte und das Erdachte, das Künstliche und das Lebendige – zu neuen Bedeutungsträgern verbunden. Die Werke entziehen sich einer konkreten Festlegung, einer eindeutigen Interpretation und werfen uns durch die Fragen, die wir an das Objekt stellen, letztlich auf uns selbst zurück.
Die Ausstellung ist bis 28. Juli 2024 in der ALBERTINA MODERN zu sehen.
https://www.albertina.at/en/albertina-modern/exhibitions/bruno-gironcoli-toni-schmale
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