oder
Schwarze Erschöpfung?

Eine Ausstellung, die zeigt, dass in unserer hochtechnisierten Welt die interessantesten Werke immer noch von Hand geschaffen werden, und die der künstlichen Intelligenz die Stirn bietet.
Denn im 21. Jahrhundert werden Bilder von intelligenten Algorithmen gemalt, Musikstücke komponiert und die Frage, ob Künstliche Intelligenz (KI) geniale Kunstschöpferin oder nur ein weiteres Kunstwerkzeug ist, steht im Raum.
Wie dem auch sei, im Salzburger Kunstverein gibt es eine hochinteressante Ausstellung des Amerikaners Noel W Anderson, der seine eindrücklichen Arbeiten analog mit einem Webstuhl erarbeitet und das Ergebnis auch erst durch die Hängung im Raum erfahrbar macht.

Die Webarbeiten von Noel W Anderson basieren auf Fotografien, die er in verschiedenen Archiven gefunden hat. Einige sind bekannt, andere weniger. Sie veranschaulichen die Mechanismen, durch die schwarze männliche Körper auf der ganzen Welt als Repräsentanten einer Art schwarzer Performativität erscheinen, wenn sie auf Autoritäten oder andere Machtsysteme oder auf sich selbst treffen.
Auf diese Weise untersucht Anderson Systeme, die nicht nur dieses Subjekt konstruieren, sondern es auch umgeben, zusammen mit allen anderen Subjekten, die miteinander verbunden sind.
Der Künstler arbeitet etwa ein halbes bis ein Jahr an der Fertigstellung eines solchen Baumwollteppichs.
Anderson, der eben nach Fotos aus Archiven arbeitet, lässt diese Fotos zuerst weben, dann bearbeitet er sie Stück für Stück mit Textilfarben am Boden, dann werden diese großformatigen Webstücke zusammengesetzt und erst dann erkennt der Künstler, was aus dem Kunstwerk geworden ist. Es ist ein interessantes Schaffen, ohne vorher zu wissen, vielleicht schon das Bewusstsein als ausgestattetes, denkendes, erkennendes, handelndes Wesen zu haben und erst dann das Ergebnis wahrzunehmen. Der Moment der Aufhängung ist auch der Moment des Duchamp’schen infrathin, wenn das eine in das andere übergeht, aber noch nicht hinreichend definiert ist, um das andere zu sein.


So kompensiert Anderson Erschöpfung durch Sinn in Zeit und Raum. Unabhängig von der Frage, wer der andere ist, steht das Selbst immer in Beziehung zum anderen.


Zum Künstler: Noel W. Anderson (geb. in Louisville, KY) erhielt einen MFA von der Indiana University in Druckgrafik und einen MFA von der Yale University in Bildhauerei. Er ist außerdem Bereichsleiter für Druckgrafik am Steinhardt Department of Art and Art Profession der NYU (New York University)
Anderson nutzt Printmedien und kunstbasierte Forschung, um philosophische Untersuchungsmethoden zu erforschen. Er konzentriert sich vor allem auf die Vermittlung von sozial konstruierten Bildern zur Identitätsbildung in Bezug auf Schwarze Männlichkeit und Celebrity. Im Jahr 2018 wurde Noel mit dem NYFA Artist Fellowship Grant und dem renommierten Jerome Prize ausgezeichnet. Seine Einzelausstellung Blak Origin Moment feierte im Februar 2017 im Contemporary Arts Center (Cincinnati) Premiere und war im Oktober 2019 im Hunter Museum of American Art zu sehen. Vor kurzem ist auch seine erste Monografie Blak Origin Moment erschienen. (Quelle: Website des Künstlers)
https://www.dieudonne.org/noel-w-anderson
Die Ausstellung wurde noch von Séamus Kealy programmiert und kuratiert von Mirela Baciak.
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