Sonderausstellung in der ALBERTINA

Studien für die Libysche Sibylle, um 1510/11
Rötel
The Metropolitan Museum of Art, New York, Purchase, Joseph Pulitzer Bequest, 1924, inv. no. 24.197.2
Foto: © bpk / The Metropolitan Museum of Art
Die Ausstellung in der ALBERTINA ist einem der großen Meister der Renaissance gewidmet: Michelangelo, dem Maler, der mir am meisten am Herzen liegt.
Die Ausstellung MICHELANGELO UND SEINE FOLGEN beschäftigt sich mit der Entstehung und Wirkung eines Kanons („Kanon“ ist ein Kunstwerk, das allgemein als das einflussreichste seiner Epoche gilt), der für mehr als 300 Jahre zum Maßstab für jede Darstellung des männlichen Aktes wurde.

Sitzender Jünglingsakt und zwei Armstudien, um 1510/11
Rötel, weiß gehöht
ALBERTINA, Wien

Männlicher Rückenakt, um 1504
schwarze Kreide, weiß gehöht
ALBERTINA, Wien
Das Ideal des männlichen Aktes ist in Michelangelos Zeichnungen wie in seinen Skulpturen eine von innerer Spannung geprägte Darstellung, die weitgehend frei von erzählerischem Beiwerk ist. Michelangelo entwickelt dieses Ideal des männlichen Aktes um 1500 im Spannungsfeld zwischen dem Studium der Natur und dem Vorbild der in der Renaissance wiederentdeckten antiken Monumentalskulptur.
Michelangelo ist der Meister der Renaissance. Er gehört zu den wenigen Künstlern, deren Ruhm seit Jahrhunderten ungebrochen ist. Seine Kunst und seine Ideale sind tief im Denken seiner Zeit verwurzelt. Dennoch wirkt seine Kunst bis in die Gegenwart.
Die Erschaffung Adams ist wohl das berühmteste und am häufigsten kopierte Gemälde der Schöpfungsgeschichte. Michelangelo beeinflusste auch die katholische Kirche mit Fresken in der Sixtinischen Kapelle.
Die Wiederentdeckung des antiken Körperideals zu Lebzeiten Michelangelos und die revolutionären Fortschritte in der Darstellung der menschlichen Anatomie werden in der Ausstellung gezeigt. Neben Michelangelo sind Raffael, Dürer, Rembrandt, Rubens, Mengs, Batoni, Klimt und Schiele zu sehen, die alle ihr eigenes Körperbild entwickelten, indem sie Michelangelos Ideal nachahmten, weiterentwickelten oder vehement ablehnten.
Gezeigt werden Kunstwerke, die die Darstellung des idealen Körpers im Laufe der Jahrhunderte untersuchen. Zu sehen sind Schlüsselwerke des Künstlers, darunter Zeichnungen, die im Zusammenhang mit dem nicht ausgeführten Fresko „Die Schlacht von Cascina“ entstanden sind, sowie berühmte Darstellungen wie der „Sitzende Jünglingsakt“ und Zeichnungen der Sixtinischen Kapelle.
Raffaels Rötelakte und Dürers Aktdarstellungen, die einem anderen Regelwerk als das Michelangelos folgen, sind ebenfalls Gegenstand der Ausstellung. Rembrandts ungeschminkter naturalistischer Körper wird ebenso zu sehen sein wie die Bronzestatue des Herkules Farnese als Vertreter eines eigenständig entwickelten Körpertyps. Die Darstellung des nackten weiblichen Körpers ist ebenfalls Gegenstand einer Sonderausstellung.

Junger Mann, einen Alten auf dem Rücken tragend (Aeneas und Anchises), 1514
Rötel
ALBERTINA, Wien

Adam and Eva, 1504
Kupferstich
ALBERTINA, Wien

Mädchenakt mit verschränkten Armen, 1910
Schwarze Kreide, Pinsel, Aquarell, auf braunem Papier
ALBERTINA, Wien

Studie für die linke der „Drei Gorgonen“ im Beethovenfries, 1901
Schwarze Kreide
ALBERTINA, Wien
Den Abschluss der Ausstellung bilden Werke von Klimt und Schiele. Sie zeigen den Niedergang der Darstellung des menschlichen Körpers, wie sie seit der Renaissance gelehrt wurde. Insgesamt spannt die Ausstellung einen Bogen vom Frühwerk Michelangelos bis zu den Künstlern des frühen 20. Sie zeigt, wie Michelangelo den Idealkörper des Michelangelos Buonarroti aufgreift, weiterentwickelt und schließlich dekonstruiert.
Die Ausstellung zeigt unter anderem bedeutende Leihgaben aus dem Metropolitan Museum New York, dem Louvre Paris und der fürstlichen Sammlung Liechtenstein.
Die Ausstellung ist in der ALBERTINA bis 14. Jänner 2024 zu sehen.
https://www.albertina.at/ausstellungen/michelangelo-und-die-folgen/
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