Die Wut, die bleibt
„Veränderungen können auch im Kleinen beginnen.„

Mareike Fallwickl, Jorinde Dröse und Bettina Hering sprachen beim Salzburger Festspiele Terrassen Talk über den Roman Die Wut, die bleibt
Mareike Fallwickl ist in Salzburg keine Unbekannte, schrieb sie doch regelmäßig in den Salzburger Nachrichten unter der Rubrik „Zuckergoscherl“ über Alltagsgeschichten und Geschichten, die die Menschen bewegen.
Mareike Fallwickl hat mit ihrem Roman Die Wut, die bleibt (Erscheinungsjahr 2022) die Chance, ihren Roman im Rahmen der Salzburger Festspiele auf die Bühne zu bringen. Die Uraufführung findet am 18. August 2023 im Landestheater ihrer Heimatstadt Salzburg statt. Regie führt Jorinde Dröse.

Jorinde Dröse erzählt, dass sie Die Wut, die bleibt gleich nach Erscheinen des Buches im März 2022 gelesen hat. „Ich war verblüfft, wie toll das Thema ’Frau und Mutter sein‘ in einer so spannenden Geschichte behandelt wird, und habe sofort gedacht: Das will ich machen, wenn ich die Chance bekomme, das auf die Bühne zu bringen.

Sie hat einige Intendant/-innen kontaktiert und ist unter anderem auf Betina Hering gestoßen. Mit Bettina Hering (Leitung Schauspiel der Salzburger Festspiele) hat sie darüber gesprochen, ob man das Buch überhaupt dramatisieren kann, weil das immer eine gewisse Verdichtung und Verdichtung mit sich bringt. Und so haben sich die beiden Frauen nach dem Sommer noch einmal getroffen und waren der Meinung, ja, das kann man machen.
Bettina Hering wollte von Mareike Fallwickl wissen: Wie ist das Buch auf ihren zahlreichen Lesereisen und Einladungen angekommen? Und sind auch die Männer zu den Lesungen gekommen?
Mareike Fallwickl zu Herings Frage: „Ich habe meine Vorträge immer mit statistischen Fakten untermauert. Denn Themen wie die chronische, unbezahlte Überlastung von Müttern in der Gesellschaft und das nach wie vor reformbedürftige weibliche Rollenbild werden von uns nicht so deutlich benannt und öffentlich diskutiert. Dafür habe ich jede Bühne genutzt. Und ich war sehr überrascht, wie heftig die Welle der Reaktionen zurückgeschlagen ist. Von all meinen Büchern war das bei „Die Wut, die bleibt“ besonders heftig. Die Männer kamen selten, aber unter den Frauen war oft so etwas wie ein kollektiver Schmerz zu spüren.
Eigentlich, erzählt Mareike Fallwickl, wollte sie ein Buch mit „etwas Nettem“ schreiben. Doch dann kam der von vielen als sehr düster empfundene Lockdown. „Ich bekam fast täglich Nachrichten wie: ‚Ich will nicht mehr‘, ‚Ich kann nicht mehr. Ich springe vom Balkon‘. Da hat es mich gepackt, da habe ich mir die Frage gestellt: „Was ist, wenn es wirklich so ist?'“
Unter diesem Eindruck habe sie dann mitten im „Homeschooling“ ihre erste Seite geschrieben und festgestellt: Das war viel besser und authentischer als das, was sie ursprünglich schreiben wollte.
Ob das Stück durch die Begegnung zweier Generationen auch ein „Jugendstück“ sei, fragt Bettina Hering die Regisseurin Jorinde Dröse. Eine solche Einordnung findet sie – auch als Mutter – schwierig. Sie selbst habe die Erfahrung gemacht, dass so genannte Kinder- oder Jugendstücke genauso die Kinderseele im Erwachsenen ansprechen und diese Einordnung an den Rand drängen. Für sie geht es in Die Wut, die bleibt ganz klar um die Frage „Wie will ich als Frau leben?“, unabhängig von den Generationen. Generell sei die jüngere Frauengeneration durch mehr Wissen schneller und könne dadurch radikaler sein. Daraus ergäben sich interessante Dialoge zwischen den Generationen.
Mareike Fallwickl betont, dass sie tatsächlich von interessierten jungen Frauen zu ihrem Roman inspiriert wurde. Sie hätten sich nicht gescheut, alles zu sagen, etwas sehr Reales getroffen habe. Ihr sei klar geworden, dass diese Generation durch mehr Wissen und bessere Vernetzung einen Startvorteil gegenüber ihrer eigenen Generation habe. Unklar sei jedoch, was dies für die Umsetzung von Veränderungen bedeute.
Die Jugend von heute habe die Rebellion nicht erfunden. Es habe sie schon früher gegeben, ergänzt Jorinde Dröse. Das bestätigt auch Bettina Hering, blickt etwa auf Simone de Beauvoirs Grundlagentext Das andere Geschlecht aus den 1970er Jahren, den sie für die Marathonlesung am Ende der diesjährigen Spielzeit gründlich durchforstet hat, und stellt in diesem Zusammenhang klar: „Solange die Verhältnisse so sind, wie sie sind, bleibt noch viel zu tun, um das gesellschaftliche Frauenbild zu verändern.
https://www.salzburgerfestspiele.at/
https://www.mareikefallwickl.at/
https://www.rowohlt.de/buch/mareike-fallwickl-die-wut-die-bleibt-9783498002961
Mareike Fallwickl (1983) DIE WUT, DIE BLEIBT
In einer Dramatrisierung des gleichnahmigen Romans
Uraufführung in deutscher Sprache
Premiere: 18. August 2023
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